How to: Zwillinge nicht verwechseln
Bereits während der Schwangerschaft habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, wie ich es schaffen werde meine Kinder auseinanderzuhalten. Ich vermute viele werdende Eltern von gleichgeschlechtlichen, insbesondere eineiigen, Zwillingen haben diese Gedanken. Ich habe personalisierte Buttons bestellt, Blogs durchforstet, nach Hacks gegoogelt und sogar kurz überlegt, eins der Kinder unterm Fuß tätowieren zu lassen.
Aber eins kann ich dir nun im Nachhinein sagen: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass du deine Zwillinge vertauschen wirst.
Ich rede hier übrigens nicht vom alltäglichen vertauschen, indem man das Kind mit falschem Namen anspricht, obwohl man eigentlich den richtigen weiß. Das passiert mir tatsächlich gefühlt täglich. Ich hatte in der Schwangerschaft und im Wochenbett einfach wirkliche Angst davor, meine Kinder nicht unterscheiden zu können.
Viele eineiige Zwillinge teilen eine Plazenta. Aber ich vermute auch unabhängig davon, schafft es der Körper nicht, beide Kinder genau gleich zu versorgen. Bei unseren Kindern gab es zum Geburtszeitpunkt in etwa einen Gewichtsunterschied von 300 Gramm. Das war überhaupt nicht besorgniserregend und laut allen Hebammen und Ärztinnen, mit denen wir gesprochen haben, total die Regel. Das Kind, das näher am Muttermund liegt (“der führende Zwilling”) ist auch meist besser versorgt. Genauso war es bei uns. 300 Gramm klingt jetzt erstmal nicht viel, ist es aber, wenn man von einem neugeborenen Kind spricht, das ca. 3 Kilogramm insgesamt wiegt. Das sind 10% Unterschied und den sieht und fühlt man sehr. Das hat uns die Unterscheidung gerade in den ersten Wochen total erleichtert. Funfact: Unsere Kinder halten übrigens bis heute (Sie sind jetzt 20 Monate alt) ziemlich genau diesen Unterschied von 300 Gramm zueinander).
Im Krankenhaus gab es für jedes Kind jeweils ein Bändchen mit Namen pro Arm. Als wir allerdings 3 von 4 Bändchen bereits nach drei Tagen verloren hatten, hat unsere liebe Hebamme als safety noch ein Stück Kordel an einem Nabel der Kleinen befestigt. Neben den Bändchen durften wir uns im Krankenhaus auch ein selbstgestricktes Neugeborenenmützchen pro Kind aussuchen. Das kann man beispielsweise, ggfs. jahreszeitenangepasst (im Sommer eher dünn, bspw. Wolle-Seide, im Winter eher schön dick und wärmend, bspw. Merinowolle) auch unabhängig im Vorfeld in verschiedenen Farben besorgen. Selbst wenn die Mützchen nicht getragen wurden, lagen sie zumindest in der ersten Zeit immer im Beistellbett oben in der Ecke als Erkennungszeichen.
Hilfreich - und eigentlich sehr naheliegend - ist es in jedem Fall auch, deine Zwillinge nicht immer gleich anzuziehen. Das machen wir aus vielen weiteren Gründen sowieso nicht bzw. wirklich nur super selten.
Als kleine Unterstützung für andere ziehen wir zudem häufig einem der Kinder eine bestimmte Farbe an, wenn bpsw. eine Verabredung mit der Familie oder Freunden ansteht. Bei uns ist es grün geworden, weil wir davon einfach seit Beginn an viele Klamotten hatten. Nach und nach wusste jede Person, die regelmäßigen Kontakt mit unseren Kindern hat Bescheid und konnte sie so schon immer bei der Begrüßung zuordnen. So etwas ist bspw. auch in der Eingewöhnungszeit in der KiTa oder bei der Tagesmutter eine simple Hilfe für die Betreuerinnen deiner Kinder.
Weil ich trotz allem bereits beschriebenen meinem Stillhirn nicht getraut habe, habe ich anfangs immer einem der Kinder einen Zehennagel lackiert. Das ist tatsächlich auch ein Hack den ich auf einem Blog gelesen habe. Finde ich bis heute super und würde ich auch wieder so machen ! Achtet beim Nagellack im Idealfall darauf, dass die Inhaltsstoffe so gut verträglich wie möglich sind. Den Nagellack habe ich so lange benutzt, bis die Kinder angefangen haben, regelmäßig ihre Füßchen in den Mund zu stecken. Ich wollte vermeiden, dass der Lack geschluckt wird.
Tolle Ideen für einen doppelten Boden sind vielleicht auch kleine Aufnäher, Sticker, personalisierte Buttons, oder Schnullerketten (wenn du denn einen verwendest). Falls nicht sind die aber ab dem Greifalter auch super um geliebtes Spielzeug immer in der Nähe zu halten, bspw. auf Autofahrten oder im Kinderwagen.
Ich habe ja bereits zu Beginn schon geschrieben, dass ich es für sehr unwahrscheinlich halte, dass du deine Kinder verwechseln wirst. Du bräuchtest wahrscheinlich keinen der Tricks, um sie auseinanderzuhalten. Die Zeit im Wochenbett ist so intensiv. Es wird oft beiläufig "Kennenlernzeit” genannt. Aber genau das ist sie ja wirklich. Du lernst deine Kinder so intensiv kennen. Du prägst dir ihre kleinen Details ein, schaust minutenlang in ihr Gesicht, betrachtest ihre kleinen Hände und Füße und wirst schnell feststellen: Sie sind einfach individuell. Sie haben verschiedene Züge, Stimmen, Verhaltensweisen und ja, auch ihre Schreie wirst du im Handumdrehen drei Räume weiter auseinander halten können. Du wirst sie schließlich oft genug zu hören bekommen.
Noch heute sagen uns viele, dass sie finden, unsere Kinder würden entweder exakt gleich aussehen, oder für eineiige Zwillinge total unterschiedlich - die Wahrnehmung ist also auch super individuell und verschieden. Ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen, dass bisher alle nahestehenden Personen die Kinder in ihrem Tempo kennengelernt und auch gelernt haben, sie zu unterscheiden. Jede Person auf ihre Weise. Ja, selbst die Großväter die das am Anfang selbst nicht geglaubt haben.
Funfact: Unser Kind hat etwa zum Zeitpunkt der U 3 ein Muttermal entwickelt, dass das andere Kind bis heute nicht hat - spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich tiefen entspannt.